Route: Norwegisches Lappland – Eismeerküste – Finnisches Lappland

Wir sind noch immer in Lappland unterwegs, welches sich über Norwegen, Schweden, Finnland und der russischen Kola-Halbinsel ausdehnt.
Wir fahren von Norwegen nach Schweden, von Schweden nach Finnland, von Finnland wieder nach Norwegen und das alles innerhalb drei Tagen. Hier im Norden der drei Länder verlaufen die Grenzlinien richtiggehend im Zickzack, so dass wir oft gar nicht mehr wissen wo wir gerade sind.

... Samenfrau

... Samenfrau

Nur an den größeren Straßen findet man Schilder mit der Aufschrift „Staatsgrenze“. Schlagbäume mit Grenzkontrollen gibt es hier schon lange nicht mehr. Das Fahren nach Straßenkarten haben wir auch schon längst aufgegeben. Die Ortsschilder sind zweisprachig ausgeschildert (samisch und norwegisch/ schwedisch oder finnisch) und in den Stra?enkarten steht dann meist eine dritte Variante. Wir fahren an kleinen Ansammlungen von Hätten und Holzhäusern vorbei. Die Bezeichnung „Dörfer“ wäre etwas übertrieben. Meist tragen sie für uns so exotisch klingende Namen wie Aissaroaivi oder Beaivvasgieddi.

... bei Aissaroaivi

... bei Aissaroaivi

Von jetzt an haben wir allen Respekt für die Menschen welche hier umringt von hunderten Kilometern Wäldern leben. Seit einer Woche sind wir wieder mitten in diesen „Wäldern“ zurück. Zuerst dachten wir noch: Oh wie wunderschön und tausend Plätze um wild zu campen. Kein Mensch weit und breit. Kein Wunder, denn bei der Größe des Landes verschwinden auch die paar tausend Touristen ohne Probleme in dieser Wildnis. Wir suchen uns ein schönes lauschiges Plätzchen aber fünf Minuten spÄter machen wir uns in Windeseile wieder auf die Socken. Was ist passiert? Ich bin beim Pinkeln. Sorry, gehe sonst nicht so ins Detail, aber hier ist es wichtig und während dieser paar Sekunden stechen mich drei Mücken am Allerwertesten und ein Dutzend anderer versuchen in meinem Gesicht zu landen. So was hab ich noch nicht erlebt. Ich kann mich noch nicht mal erinnern, dass es in Thailand so schlimm war, bis auf die Abende, aber doch nicht am helllichten Tag!! Jetzt weiß ich was man meint, wenn man sagt, das Landesinnere von Skandinavien gehört einer blutsaugenden Bestie. Trotz allem müssen wir uns einen anderen Platz in diesem „Wald“ suchen, denn bis zur Küste sind es noch ein paar hundert Kilometer. Und was jetzt folgt ist der absolute Hammer. Wir haben alles verschlossen, unser VW-Bus ist ja auch mit Mückengitter ausgestattet, aber dieses ist bei der Menge anscheinend nicht mehr dicht. Anfangs erschlagen wir sie noch, dann haben wir einfach keinen Nerv mehr dazu. Am nächsten Morgen wachen wir mit mindestens 40 Mücken zusammen auf. Die „Leichen“ vom Vortag kleben teilweise noch immer an den Fensterscheiben, zur Abschreckung. Hat aber nichts bewirkt. Wie der Blitz verlassen wir den Ort und fahren solange bis uns wieder ein bisschen mehr Wind um die Nase weht, den die kleinen Biester wohl nicht so richtig schützen. Im nächstgrößeren Ort kaufen wir ein zusätzliches Mückengitter und ein paar Meter Klettverschluss. Kein Wunder dass es diese Materialien in Hülle und Fülle gibt. Die Einheimischen mögen die Biester bestimmt auch nicht. Selbst die Rentiere suchen im Sommer die Nähe des Meeres und stellen sich zum Schutz vor den Mücken in den Wind am Strand.

... Mueckenfreie Zone

... Mueckenfreie Zone


Witzig ist aber, dass wenn du dich mit anderen Touristen ?ber die M?cken unterh?ltst, tut jeder so obercool und sagt ?Na ja daran gew?hnt man sich?. Entweder die haben sich lediglich an der K?ste aufgehalten oder die wollen einfach nur cool r?berkommen. Denn komischerweise haben gerade die ?Obercoolen? eine Art Lepra, oder sind es wohl aufgekratzte M?ckenstiche?

... die Muecken koennen uns den Spass nicht verderben

... die Muecken koennen uns den Spass nicht verderben

In Alta kommen wir wieder auf die E 6, dem Karawanenweg der Nordkapfahrer und reihen uns in den Konvoi der Wohnmobilisten ein, von denen in den Sommermonaten x-tausende aus ganz Europa das Nordkap besuchen. F?r das Betreten dieses ? n?rdlichsten Felsens Europas? verlangen die Norweger Eintritt. Uns kommt es gar nicht in den Sinn diese ?Pilgerst?tte? aufzusuchen und sparen uns somit (Eintrittgelder u. Mautgeb?hren f?r den Meerestunnel zum Nordkap) ?ber 80 EURO. In Skaidi biegen wir links in Richtung Hammerfest ab. Kurz vorm Ortseingang steht ein Model eines riesigen Eisb?rs mit dem Hinweis ?Hammerfest, die n?rdlichste Stadt der Welt?. In Hammerfest, eine nicht gerade sch?ne Stadt, verweilen wir nur kurz. Erw?hnenswert ist aber, dass man ?berall und jederzeit mit Rentieren rechnen muss. Selbst vor L?den, Tankstellen und nicht selten blockieren sie den Berufsverkehr.

... Hammerfest

... Hammerfest

Bei Kvalsund finden wir einen Standplatz mit wunderbarem Blick ?ber den Fjord , wo wir einige Tage bleiben um vor allem unseren M?ckenschutz auszubauen. Wir ziehen weiter durch die subarktische Landschaft der Nordkinn-Halbinsel an deren zerkl?fteten K?sten ein paar Fischerd?rfer liegen. Zuvor geht es noch stundenlang durch karge, graue Steinw?ste, die ihren eigenen Reiz hat. Kein Baum, kein gr?n, nichts. Erst beim genauen Betrachten des Gesteins erkennen wir, mit welcher Sch?nheit die Natur ihre Kunstwerke ausstattet. Flechten !!! In allen erdenklichen Farben, Mustern und Gr??en.

Flechten ...

Flechten ...

... in allen erdenklichen Farben, Mustern und Groessen

... in allen erdenklichen Farben, Mustern und Groessen

Kurz vor Mitternacht, in einer weiteren ?nachtlosen? Nacht, erreichen wir Mehamn, dass direkt am Sorfjorden liegt. Ein schmuckloses Fischerdorf, von dessen Baustil es hier im Norden viele gibt. Wer in Nordnorwegen Ortschaften oder alte Geb?ude mit einem Baustil vor 1940 sucht, wird nicht allzu viele finden. Als russische und norwegische Truppen im Herbst 1944 die deutsche Besatzungsmacht aus Nordnorwegen verdr?ngten, fiel fast die gesamte Besiedelung w?hrend des deutschen R?ckzuges der ?Politik der verbrannten Erde? zum Opfer. Bis auf wenige Orte wurde alles nieder gebrannt.
Nochmals f?hrt uns die Stra?e 20 Kilometer nach Norden bis Slettnes tyr, wo bei 71? 05? 33?? N der n?rdlichste Festlandleuchtturm der Welt steht. Er befindet sich 550 Kilometer n?rdlich des Polarkreises und auf dem gleichen Breitengrad wie die Nordspitze Alaskas. Wir stehen direkt an der K?ste, dick eingeh?llt in unseren Anoraks und beobachten die Sonne wie sie am Horizont des Eismeeres entlang wandert. Kurz nachdem sich Wolken vor die Sonne schieben, frischt der Wind wieder auf. Der Tag ist bereits einige Stunden alt. Wir ziehen uns zur?ck in unsere warmen Betten und fallen schnell in den Tiefschlaf bis uns die Hitze der Sonne wieder weckt. Es ist bereits Mittag.

71? 05? 33?? N Leuchtturm von Slettnes

71? 05? 33?? N Leuchtturm von Slettnes

Im Osten von Slettness tyr liegt die Varanger ?Halbinsel mit dem Ort Berlevag. Luftlinie zwischen diesen beiden Orten, welche nur das Meer trennt sind es lediglich 45 Kilometer. Mit dem Auto jedoch m?ssen wir wieder zur?ck nach Tana Bru und quer ?ber die Varanger -Halbinsel fahren und das w?ren ca. 350 Kilometer. Bei diesen Stra?en w?rden wir 1 1/2 Tage brauchen. Zeit haben wir ja mehr als genug. Die zweite M?glichkeit w?re die Passage mit dem Hurtigruten-Postschiff, das jeden Abend um 20.00 Uhr in Mehamn ablegt und nordw?rts Richtung Berlevag f?hrt. Die ?berfahrt dauert ca. 2 1/2 Stunden. Wir rechnen uns aus welche Variante uns billiger kommen w?rde. Der Dieselverbrauch oder das Schiffticket? Da wir nicht mehr genug Diesel im Tank haben um nach Tana Bru zu kommen, m?ssen wir zuerst einmal tanken. Hier gibt es zwei Tankstellen. Die eine ist momentan defekt und die andere ?ffnet ?wahrscheinlich? erst am Montag wieder. Somit wird uns die Entscheidung abgenommen. Wir setzen heute Abend noch nach Berlevag ?ber. Schaumkronen bilden sich auf der Wasseroberfl?che. Man spricht unter Seeleuten von ?Rough sea? (Rauhe See)! Der Nebel ist so dick, dass wir die K?ste ( 1 km Entfernung) nicht sehen k?nnen. Das Wetter bessert sich auch am darauffolgenden Tag nicht. Die Standheizung l?uft den ganzen Tag. Jetzt kommt auch unser ?Mobiles VW-Bus-Kino? wieder mal zum Einsatz welches wir uns speziell f?r solche Tage eingerichtet haben (Filme auf DVD`s im Laptop abspielen). Am n?chsten Tag ist alles wie weggeblasen. Ein herrlich warmer Sommertag.

... Berlevag

... Berlevag

Die ausgesetzte K?stenstra?e f?hrt uns durch eine wilde und bizarre Fjordlandschaft, gepr?gt von Erosion, gespalteten Felsen und Klippen. Dann im Kontrast sanfte Buchten mit wei?en Sandstr?nden, die es von der Sch?nheit her jederzeit mit tropischen Str?nden aufnehmen k?nnen. In vielen Buchten an der Eismeerk?ste entlang treffen wir auf ?Geisterd?rfer?. Seit die neue Stra?e hierher fertig ist, verlassen immer mehr Bewohner diese unwirtliche Region.

Eismeerstrand

Eismeerstrand

Nun geht?s in den ?stlichen Teil der Varanger-Halbinsel. Wir fahren auf der E 75, die in Vardoe endet (der Beginn der Europastra?e 75 ist ?brigens auf Kreta). Vardoe liegt auf einer Insel und ist durch einen 2,9 Kilometer langen unterseeischen Tunnel mit dem Festland verbunden. An seiner tiefsten Stelle misst er 88 Meter unter der Meeresoberfl?che. In Vardoe leben derzeit noch ca. 320 Einwohner. Auch hier ziehen immer mehr Menschen aus der Region weg. Als die Regierung 2001 ank?ndigte, sie wolle den Flughafen und die Seefunkstation dicht machen, setzten sich die Einwohner von Vardoe zur Wehr. Es g?be keine Flugambulanz mehr. Die n?chste Klinik ist f?nf Fahrstunden mit dem Auto entfernt. Der Stadtrat trat geschlossen zur?ck und ?bergab aus Protest seine Gesch?fte der Regierung im 2500 Kilometer entfernten Oslo. Aus dem ganzen Lande reisten Fernsehteams an. Erschrocken schickte der Regierungschef einen Staatssekret?r nach Vardoe. Die Politiker aus dem S?den hielten die Seefunkstation mit dem Namen ? Vardoe Radio? f?r einen lokalen Musiksender. Flughafen und Seefunkstation durften bleiben und zus?tzlich verschaffte die Regierung den ?Rebellen? 30 neue Arbeitspl?tze. Eine Abteilung der nationalen Arbeitsaufsichtsbeh?rden wurde in das kleine Fischerdorf verlegt. Wir lassen uns von Mauri mit einem kleinen Boot vom Vardoer Hafen zur nahe gelegenen Vogelinsel Hornoya bringen und vereinbaren mit ihm, dass er uns in ca. 4 Stunden wieder abholt. Der L?rm der 120 000 V?gelpaare ist schon von weitem zu h?ren. Sobald wir die F??e auf das Eiland setzen, schl?gt uns ein scharfer Geruch entgegen. Wir passieren den ersten H?gel und schon ist uns klar was die Ursache dieses Gestankes ist. Meterhohe T?rme von Exkrementen. Die mitgebrachte Brotzeit lassen wir im Rucksack. Wir versp?ren den ganzen Nachmittag keinen Appetit. Der Weg f?hrt quer um den Vogelfelsen herum und dann zum Leuchtturm hinauf. Die V?gel fliegen in geringen Abst?nden ?ber unsere K?pfe hinweg. Immer wieder ziehen wir diese erschrocken ein.
Tausende von V?geln starten und landen gleichzeitig an oder aus der Felsenwand ohne miteinander zu kollidieren.

... ah so geht das, kleiner Papageientaucher in der Flugschule

... ah so geht das, kleiner Papageientaucher in der Flugschule

Verschiedenste Arten von V?gel bewohnen die Vogelinsel. Neben Kormoranen, Trottellummen und mehreren M?wenarten, stellen die Papageientaucher das Gro?heer auf der Insel. Ihre lustigen Bewegungen und ihr gro?er bunter Schnabel geben ihnen ein clownhaftes Aussehen. Ja sie sind sogar ausgezeichnete Fotomodels. Wenn ein Papageientaucher merkt, dass er fotografiert wird, dann stellt er sich erst recht in Pose. So kommt es uns zumindest vor. Die machen das wirklich profihaft.

... Mahlzeit

... Mahlzeit

Einige Teile der Insel sind bis August gesperrt, da jetzt Brutzeit ist. Deshalb bewegen wir uns nur auf den markierten Wegen. Und nun passiert es. Wir hofften beide, dass es nicht eintreten w?rde. Raimund geht voraus und wird urpl?tzlich seitlich von einer M?we attackiert. Die M?we dreht, kommt zur?ck, stellt Ihre ??ffnung? quer zu Raimunds Haupt und dr?ckt zielgenau ab. Volltreffer !!! ?ber die Glatze, ins Genick und den ganzen Pullover runter l?uft eine unglaublich stinkende Fl?ssigkeit. Das war Ma?arbeit. Besser kann ein Kampfpilot mit seiner hochmodernen Elektronik seine Rakete auch nicht im Ziel platzieren. Das war noch nicht alles. Die M?we kommt erneut zur?ck und attackiert nun uns beide mit ihrem spitzen Schnabel. Wir treten sofort den R?ckzug an und bringen uns in Sicherheit. Aus der Ferne sehen wir nun mit dem Fernglas, was wir vorher nicht wussten. Ihr Junges ist auf den Weg zum Leuchtturm gelandet und kam pl?tzlich nicht mehr weg. Sie wollte das Kleine nur sch?tzen. Von weiten sehen wir Mauri mit dem Boot schon kommen und machen uns unverz?glich auf den Weg zum Landesteg. Den Abend verbringen wir mit Reinigungsarbeiten an K?rper und Kleidung. Alles wird gr?ndlichst gewaschen .Eine kleine Stra?e f?hrt uns nochmals ca. 40 Kilometer weiter nordw?rts in das verlassene Fischerdorf Hamningberg wo die Stra?e endet.

... Rentiere am Strand von Hamningberg

... Rentiere am Strand von Hamningberg

Einst lebten hier w?hrend der Fischerei-Saison 6000 Menschen. Heute ist das Dorf unbewohnt. Nur in den Sommermonaten kommt ein wenig Leben zur?ck, wenn die Besitzer der Ferienh?user ihren Urlaub hier verbringen. Etwas au?erhalb des Ortes errichten wir unser Nachtlager. Gegen Abend, als wir am Strand noch nach Muscheln suchen, sehen wir in ca. 200 m Entfernung ungef?hr f?nfzig Belugawalle vorbei schwimmen. Das ganze wiederholt sich eine halbe Stunde sp?ter in umgekehrter Richtung. Wir sind vor Begeisterung ganz happy.

... Belugawale vor Hamningberg

... Belugawale vor Hamningberg

Nach zwei Tagen treffen wir in Kirkenes ein, die letzte Stadt vor der russischen Grenze. Auf einem Schild lesen wir ? M?nchen 4443 Kilometer?. Im Hafen stehen alte mit Rost ?berzogene Fischkutter deren zerfetzte russische Flaggen im Wind wehen. Russland ist nicht mehr weit. Knappe 20 Kilometer sind es noch bis zum Grenz?bergang. Wir decken uns mit Lebensmittel ein und gehen anschlie?end auf den ?rtlichen Campingplatz, um wieder mal richtig zu duschen und W?sche zu waschen. Unser Ziel f?r die n?chsten Tage ist ein kleines Dorf, namens Grense Jakobselv, welches direkt an der russischen Grenze am Eismeer liegt. Ein letztes Mal fahren wir zum Eismeer hoch, mit der Hoffnung, dass wir noch einmal bei wolkenlosem Himmel die Mitternachtssonne sehen k?nnen.

...Heiligenschein oder scheinheilig?

...Heiligenschein oder scheinheilig?

Einige Hundert Meter vor der Grenzstation Storskog, Norwegens einziger offizieller Grenz?bergang nach Russland, geht?s links die Stra?e nach Grense Jakobselv weg. Wir sind ?berrascht, dass uns so viele Fahrzeuge entgegen kommen. Denn hier gibt es nichts, au?er einer Kapelle, einem alten Pfarrhaus und ein paar H?user. Heute ist Sonntag und ein Ausflug in diese abgelegene Ecke lohnt sich allemal.

... Doppelsitzer WC, gesehen im alten Pfarrhof von Grense Jakobselv

... Doppelsitzer WC, gesehen im alten Pfarrhof von Grense Jakobselv

An der Eismeerk?ste finden wir f?r die n?chsten drei Tage einen Standplatz mit herrlicher Aussicht zum Meer. Wir machen kleine Wanderungen an der K?ste und am Flu? entlang ( in der Flussmitte ist der Grenzverlauf). Ich versuche mein Gl?ck wieder mal beim Angeln um Michaela mit einem sch?nen grossen Fisch zu ?berraschen. Ohne Erfolg!

... Raimund beim Angeln

... Raimund beim Angeln

Das Wetter ist durchwachsen. Mal peitscht uns der Wind den Regen ins Gesicht, dann sitzen wir wieder Stunden in der Sonne. Nirgends ist Norwegen deutscher als hier oben am Eismeer. Am letzten Abend sitzen wir in Lissis und Dieters ?Werkstattwagen? ein Mercedes 608D, Baujahr 1977,gem?tlich zusammen und genie?en einfach den Moment. Werkstattwagen nennen wir ihn deshalb, weil Dieter in seinem selbstausgebauten ?Motorhome? mehr Werkzeug und Ersatzteile mitf?hrt, als so manche Werkstatt besitzt. Die beiden sympathischen Weltenbummler kommen ?brigens aus D?sseldorf. Horst, ein 70 j?hriger Pinneberger der mit seinem Wohnmobil alleine in Norwegen unterwegs ist, gesellt sich ebenfalls dazu. Jeder bringt seine letzten Alkoholika mit und es wird ein lustiger und geselligen Abend.

... geselliger Abend in Lissis und Dieters "Wohnzimmer"

... geselliger Abend in Lissis und Dieters "Wohnzimmer"

Die Gasheizung pullert denn drau?en bl?st eine steife Brise von der See her. Horst erz?hlt so manch lustige Anekdote aus seinem ereignisreichen Seemannsleben. Wir sitzen bis 2.00 Uhr morgens zusammen. Dann l?sst der Wind nach und der Himmel lockert auf. Wir klettern gemeinsam auf die Felsen die sich am Strand erheben und bewundern die Natur im Glanz der leuchtenden Mitternachtssonne. Anschlie?end verkriechen wir uns in unsere Betten. Am n?chsten Vormittag fahren wir zur?ck nach Kirkenes. Lissi, Dieter und wir beschlie?en die n?chsten 550 Kilometer von Kirkenes bis zum Bottnischen Meeresbusen gemeinsam zu fahren. Die finnische Grenze ist nicht mehr weit. Die waldlose Gegend lassen wir hinter uns. Je weiter wir nach S?den kommen umso dichter werden die W?lder. An einem See schlagen wir unser Nachtlager auf.

... einer von tausend Seen

... einer von tausend Seen

Das Ganze ist schon fast ein Ritual. Fahrzeuge gerade stellen, alles herrichten f?r die Nacht, Holz sammeln, Feuer machen und dann geht?s zum gem?tlichen Teil ?ber.

... Nachtlager am Inari-See

... Nachtlager am Inari-See

Das abendliche Sitzen am Lagerfeuer ist meist der t?gliche H?hepunkt. Oft ist es weit nach Mitternacht bis wir dann rauchig in unsere ?Federn? fallen. Heute gibt es zum ersten Mal Schwammerl (Pilze) aus den umliegenden W?ldern. Waldtraud und Rudolf aus Berlin gesellen sich auch noch dazu. So bekommt jeder eine Gabel und wir essen zu sechst aus der Pilzpfanne. Pilze gibt es in den kommenden Tagen reichlich. Hier haben wir etwas mehr Gl?ck als beim Angeln.

... reichlich Schwammerl

... reichlich Schwammerl

Tags?ber Kilometer abspulen, durch dichte W?lder und an Seen vorbei. Abends wird dann meist an Seen oder Fl?ssen campiert. So geht es die n?chsten Tage weiter.

... Nachtlager am Inari-See (heiliger See der Samen)

... Nachtlager am Inari-See (heiliger See der Samen)

Kurz vor Rovanniemi halten wir am Polarkreis. Hier wohnt auch der Weihnachtsmann. Ja, der echte. Er hat sogar ein eigenes Postamt und beantwortet mit seinen Wichteln j?hrlich ?ber 500 000 Brief an Kinder in aller Welt. Was die wenigsten wissen: Der hauptberufliche Weihnachtsmann, wohnt in Rovanniemi, ist verheiratet und hat drei Kinder. ?brigens, auf Finnisch hei?t Weihnachtsmann ? Joulupukki. Zur?ck in der Dunkelheit. Die erste Nacht s?dlich des Polarkreises. Seit langem ist es die erste Nacht in der es f?r einige wenige Stunden wieder dunkel wird. Wir h?tten nicht geglaubt, dass dies so schnell geht. Am Bottnischen Meeresbusen angekommen verbringen wir gemeinsam noch zwei Tage am Meer miteinander.

... Nachtlager am Kemijoki, rechts Lissis und Dieters weinrotes "Werkstatt- und Wohnmobil"

... Nachtlager am Kemijoki, rechts Lissis und Dieters weinrotes "Werkstatt- und Wohnmobil"

Den letzten Tag gehen wir auf einen Campingplatz um zu Waschen und zu Duschen, denn daf?r wird es langsam wieder mal Zeit. Dieter der eigentlich als Schraubenschl?ssel auf die Welt h?tte kommen sollen, sucht schon seit Wochen nach einem ?Opfer? welches er mit seiner fahrbaren Werkstaat helfen kann. Endlich findet er jemand. Unserem Standplatz gegen?ber ist ein junger Schwede der verzweifelt ein paar Kilo frischen Teer aus den Radl?ufen und dem Reifenprofil seines Wagens kratzt. Dieter steht sofort bei ihm und bietet seine Hilfe an. In seinem selbstausgebautem Mercedes findet man von Dichtungen, Spezialschrauben bis hin zu Sonderwerkzeug alles. Dieter ist nicht nur ein begnadeter Schrauber sondern auch ein genialer Erfinder. Den VW K?fer eines Brasilianischen P?rchens hatte er mal unterwegs zu einem Wohnmobil umfunktioniert. Der hilfsbereite 65j?hrige hat bei seinen Reisen in Asien, Nord- u. S?damerika schon so manchem verzweifelten Globetrotter weitergeholfen. Selbst in Missionsstationen hat er monatelang sein handwerkliches K?nnen zur Verf?gung gestellt. Viele daraus entstandene Freundschaften bestehen heute noch immer, obwohl ihre Reisen schon einige Jahrzehnte her sind. Nicht selten bekommen sie Besuch aus aller Welt, erz?hlen uns die beiden D?sseldorfer. Wenn man ihren Erz?hlungen lauscht, steigt das Fernweh-Thermometer in den roten Bereich. Am letzten Abend gibt es noch mal Pilze, denn in den umliegenden W?ldern braucht man diese nicht suchen, sondern nur abschneiden. Wirklich wahr !!! Lissi und Michaela spielen eine Runde Federball, w?hrend Dieter und ich uns bei ?Dick und Doof? vor dem Laptop vergn?gen.

 ... Dieter und Raimund vergnuegen sich bei "Dick und Doof"

... Dieter und Raimund vergnuegen sich bei "Dick und Doof"

Es waren tolle Tage und Abende am Lagerfeuer mit Ihnen. Die Zeit verging viel zu schnell. Nach acht gemeinsam verbrachten Tagen f?llt uns die Trennung nicht leicht. Wir m?ssen alle weiter. Lissi und Dieter fahren weiter ?ber Schweden nach Deutschland. Wir bleiben in Finnland und sind auf dem Weg zu Matti und Elsa nach Oulainen. Matti und Elsa sind die Eltern unserer finnischen Freundin Liisa, die in M?nchen lebt.

Nun dies wars wieder mal, bis demnächst.

Viele Grüße aus dem Land der tausend (Mücken)Seen

Michaela und Raimund

Route: Schweden – Norwegen – Lofoten – Lappland

Dieter erzählt wie einfach das schwedische Gesundheitssystem ist. Du bist krank, du gehst zum Arzt und bezahlst die Rechnung selbst, bis zu einen Grenzwert von 900,-Euro im Jahr. Was darüber ist, zahlt der Staat. Und er schwärmt auch von der Hilfsbereitschaft der Schweden als sie hier angekommen sind. Dieter und Silvia, beide um die Fünfzig, sind letztes Jahr mit ihren drei Hunden vom Schwarzwald hierher nach Kornsj?garden – Nordschweden ausgewandert ohne ein Wort schwedisch zu sprechen und betreiben jetzt ihren eigenen Campingplatz. Nebenher f?hren sie noch ein kleines Lokal, wo Dieter – ein passionierter Hobbykoch – unter anderem badisches Sch?ufele und Vesperplatten anbietet. Ein wirklich idyllisches Pl?tzchen haben die beiden hier gefunden. Nach zwei Tagen Campingplatzaufenthalt, zum W?sche waschen und wieder mal richtig ?die Bude saubermachen?, ziehen wir weiter durch die W?lder des Nordens.

... Waelder, Fluesse und Seen

... Waelder, Fluesse und Seen

Gr?n in allen Schattierungen bestimmt ab sofort wieder unseren Reisealltag. Wir fahren vom Bottnischen Meerbusen der schwedischen Nordk?ste bis zum Nordmeer an die norwegische Nordwestk?ste. 500 Kilometer nichts als W?lder, Fl?sse und Seen.

... irgendwo in Schweden

... irgendwo in Schweden

Unmengen von M?cken besuchen uns meist in den Abend- u. Morgenstunden. Es gibt Tage da ertr?gt man sie und sie stechen nur wenig, dann wiederum gibt es Tage, da fressen sie uns regelrecht auf. Selbst die Rentiere ergreifen in den Sommermonaten die Flucht vor den ?Blutsaugern? und ziehen in die Berge oder an die K?ste. Der Blutzoll f?r die Sch?nheit des Nordens ist eben hoch.

... da hilft auch kein Mueckenspray

... da hilft auch kein Mueckenspray

Daf?r werden wir auch ab und zu mit einer Tierwelt entsch?digt, die uns etwas friedlicher gesinnt ist. Auf den Hochebenen k?nnen wir des ?fteren grasende Rentiere beobachten. Sie geh?ren zur Familie der Hirsche, sind jedoch kleiner als ihre Verwanden in Mitteleuropa.

... Rentiere

... Rentiere

Wir nehmen die E 12 bis Fosnacken und entscheiden uns dann f?r eine Nebenstrecke. Irgendwann geht die Teerdecke in Schotter ?ber. Eine staubige Angelegenheit welche sich die letzten 200 Kilometer bis zur norwegischen Grenze hindurchzieht. Kein Grenzposten, kein Schild, nichts. Pl?tzlich haben wir wieder eine Teerdecke unter den Reifen. Kaum sind wir in Norwegen angekommen, l?sst sich auch der K?nig des Nordens blicken. Direkt neben der Stra?e, drei fressende Elche. Sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Und so k?nnen wir Heinz doch noch das versprochene Elchfoto nachsenden.( Heinz, garantiert kein Zoo-Bild!)

... der Koenig des Nordens

... der Koenig des Nordens

Gegen Abend erreichen wir dann die K?ste am Nordmeer und genie?en nach f?nf Tagen ?Waldleben? freien Blick aufs Meer.

... endlich wieder Weitsicht

... endlich wieder Weitsicht

Zum ersten Mal auf unserer Reise werden die Temperaturen unertr?glich. Dieses Klima kennen wir eigentlich nur aus Filmen ?ber Afrika oder zuletzt von Erz?hlungen aus den Telefonaten die wir nach Deutschland f?hrten. Und das ganze h?lt schon volle f?nf Tage an. Der VW-Bus wird zur Sauna. Tags?ber suchen wir uns meist ein schattiges Pl?tzchen zur Abk?hlung.

... Abkuehlung im Gebirgsbach

... Abkuehlung im Gebirgsbach

Mit der st?ndigen Helligkeit hier oben kommen wir gut zurecht. Meist gehen wir gegen 2.00 Uhr oder 3.00 Uhr in die ?Koje? und stehen gegen 8.00 Uhr wieder auf der Matte. Der K?rper stellt sich relativ schnell um und fordert auch nicht den sonst gewohnten Schlaf. Wir fahren weiter ?ber Mo i Rana, einer h?ssliche Industriestadt, wo wir eine Bekannte von Michaela besuchen und nehmen dann weiter Kurs in Richtung Lofoten. Wir haben bereits den Polarkreis passiert. Ein Schild ? Welcome to the Arctic? weist uns darauf hin. Aber keiner von uns beiden h?tte gedacht, dass es in der Arktic so hei? ist. Die Hitze h?lt an. Gegen 0.15 Uhr erreichen wir mit dem F?hrschiff die Lofoteinsel Moskenesoya. Die Inselkette der Lofoten reicht weit ins Nordmeer hinaus. Die Berge steigen direkt aus dem Meer empor und sind mit ihrem zackigen Profil mit nichts zu vergleichen.

... im Hintergrund die Berggipfel der Lofoten

... im Hintergrund die Berggipfel der Lofoten

Hier trifft man vom Angler bis zum Bergsteiger, alles. Seit unserem letzten Besuch vor sieben Jahren hat sich in Sachen Verkehrsnetz einiges getan. Es wurden Tunnels und neue Stra?en gebaut. Dies wurde aber auch n?tig da der Touristenverkehr enorm zugenommen hat. Die f?nf gr??ten Inseln sind mit Br?cken oder unterirdischen Meerestunneln verbunden. Um die kleineren und abgelegeneren Inseln zu besuchen kann man das gut ausgebaute F?hrennetz nutzen.

... Haueser erleuchten in der Mitternachtssonne

... Haueser erleuchten in der Mitternachtssonne

Der winterliche Kabeljaufang hat nach wie vor eine gro?e wirtschaftliche Bedeutung. Aus ganz Norwegen kommen die Fischer und wohnen dann in den Rorbuer, so werden hier die Fischerh?tten genannt, die auf Pf?hle ?bers Wasser gebaut sind. Im Sommer werden diese dann an die Touristen vermietet.

... Fischerhuetten auf Sakrisoy

... Fischerhuetten auf Sakrisoy

Auch wir packen zum erstenmal unsere Angeln aus, nachdem man uns gesagt hat,
?Hier f?ngt jeder Blinde einen Fisch? , so gut bei?en sie hier. Gen?gend Ausdauer haben wir mitgebracht, nur die Fische kommen nicht .Aus frischem Grillfisch wird heute leider nichts. So holen wir uns ersatzweise Grillsteaks aus dem Supermarkt

... Tageswechsel auf Moskenesoya

... Tageswechsel auf Moskenesoya


Thomas, ein Regensburger Motorradfahrer den wir gestern kennenlernten, schaut nochmals zu einem netten Ratsch zum Morgentee vorbei und berichtet Interessantes aus unserer alten Heimat, bevor sich unsere Wege wieder trennen ( ?Thomas, wir hoffen Du bist wieder heil zuhause angekommen? ).

Thomas Bartsch aus Laub bei Regensburg auf Besuch zum Morgentee

Thomas Bartsch aus Laub bei Regensburg auf Besuch zum Morgentee

Unser Gejammer k?nnen die Wetterg?tter wohl nicht mehr ertragen. So schicken sie uns nach sechs Tagen Hitze das n?chste Extrem. Seit Tagen regnet es ununterbrochen und der Wind kommt aus allen Richtungen. Dazu kommt noch die K?lte und der Nebel. Uns wird wieder mal klar, wie abh?ngig man mit einem mobilen Zuhause vom Wetter ist. Eine ?hnliche Schlechtwetterphase haben wir noch bestens von den Shetland Inseln in Erinnerung.

... auf Vestvagoy

... auf Vestvagoy

Karen eine Norwegerin die seit ?ber 30 Jahren in Schweden lebt, haben wir auf der ?berfahrt zu den Lofoten kennengelernt. Sie ist auf der Lofoteninsel Vaeroy aufgewachsen und besucht ihre Mutter und Geschwister. Sie hat uns zum Kaffee nach Vaeroy eingeladen. Vaeroy ist die vorletzte Insel in der Lofoten-Inselkette und nur per Schiff oder Hubschrauber zu erreichen.

... bezaubernde Bergwelt / auf Moskenesoya

... bezaubernde Bergwelt / auf Moskenesoya

Das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Nach tagelangem Warten auf eine bessere Wetterlage geben wir nun auf und sagen den Besuch bei Karen ab. Die Wettervorhersage f?r die n?chsten Tage bringt keine wesentliche ?nderung. So beschlie?en wir die Lofoten zu verlassen und machen uns wieder auf den Weg in die W?lder des Nordlands, wo wir hergekommen sind. Unser n?chstes Ziel ist Lappland, welches sich ?ber die vier L?nder Norwegen, Schweden, Finnland und die russische Kola-Halbinsel ausdehnt. Von den Ureinwohnern Nordeuropas leben heute noch ca.70 000 ?ber die vier L?nder verteilt. Sie selbst nennen sich Sami, Samit oder Sameh ( zu deutsch: Samen) und ihr Land Sapmi. Sagt man zu einen Samen Lappen, ist das f?r ihn eine Beleidigung.

... Sami-Maedchen in ihrer Tracht

... Sami-Maedchen in ihrer Tracht

Die Rentierzucht hat nach wie vor eine gro?e Bedeutung in Lappland.
Nur noch wenige Samen wohnen und leben noch wie ihre Vorfahren im Lavvu (Zelt) und ziehen mit den Rentierschlitten mit den Herden mit.

... Lavvu, das Zelt der Samen

... Lavvu, das Zelt der Samen

Der heutige samische Rentierz?chter ist l?ngst mit Motorschlitten und Handy ausger?stet. Beim Zusammentrieb der gro?en Herden werden nicht selten Helicopter eingesetzt.
Rentierfelle und das Kunsthandwerk der Samen kann man an den gro?en Fernstra?en erwerben, wo sie extra in den wenigen Sommermonaten f?r die Touristen mit Ihren Zelten stehen. Auch ihre Tracht tragen sie immer seltener; meistens nur noch an Feiertagen oder bei besonderen Anl?ssen. Ausnahmen best?tigen die Regel. In Kautokeino haben wir gestern beim Einkaufen im Supermarkt zwei Frauen in ihren Trachten angetroffen.

... unterwegs in Lappland

... unterwegs in Lappland

Nun soviel aus Sapmi oder Lappland.
Das wars wieder mal von uns, bis demn?chst !!!

Raimund und Michaela

Route: Shetland Inseln – Norwegen (Bergen-Oslo)- Schweden (Oslo-Stockholm)- Finnland (Schiffstour nach Helsinki)

Nach soviel Kälte und Regen in den letzten Tagen fällt es uns nicht sonderlich schwer die Shetland Inseln in Richtung Norwegen zu verlassen. Das Fährschiff, das aus Island kommt, hält heute Abend zum erstenmal in diesen Sommer auf den Shetlands. Da wir Gasflaschen im Fahrzeug mitführen, kommt beim Einchecken nochmals ein Kontrolleur und überprüft ob wir auch wie vorgeschrieben die Gasflaschen zugedreht und die Armaturen abgeschraubt haben. Im selben Moment als ich die Heckklappe schließen will, spüre ich einen irrsinnigen Schmerz, der wie ein Blitz durch meinen Körper fährt. Urplötzlich kann ich meinen linken Arm nicht mehr nach unten bewegen. Irgendetwas in meinem Rücken spielt mir einen Streich. Mit ausgestrecktem Arm versuche ich mich auf dem Beifahrersitz zu platzieren. Ohne Michaelas Hilfe geht es nicht. Hinter uns stauen sich schon die anderen PKW`s. Michaela fährt unseren VW-Bus in den Schiffsbauch hinein. Sobald ich versuche mich zu bewegen werden die Schmerzen schlimmer. Was sollen wir tun? Umkehren oder auf dem Schiff bleiben und hoffen, dass es einen Arzt gibt. Das nächste Schiff geht erst wieder in einer Woche, aber wenn wir jetzt vor der Abfahrt nach einem Arzt fragen, dann schmeißen sie uns raus, denn kein Kapitän geht das Risiko ein, einen Verletzten mitzunehmen. Wir entschliessen uns zu bleiben und hoffen, dass es besser wird. Es ist bereits 22.00 Uhr als das Fährschiff den Hafen von Lerwick in Richtung Bergen an die norwegische Westküste verlässt. Die Überfahrt dauert ca. 14 Stunden und wir sollten gegen Mittag in Bergen sein. Michaela bringt mich in die gebuchte Gemeinschaftskabine wo auf engsten Raum 9 Liegen mit Matratzenauflage untergebracht sind. Ich versuche mich soweit es geht auf die unterste Liege zu legen. Dies geht jedoch nur halbwegs, wegen der starken Schmerzen. Ich knie am Boden und mein Oberkörper liegt soweit es eben geht auf der Matratze. Hier harre ich nun in dieser für mich einigermaßen bequemen Stellung und warte auf die Rückkehr von Michaela. Sie erkundigt sich nach einem Arzt. Jetzt kommt ein älteres englisches Ehepaar zur Tür herein. Mit Sicherheit halten sie mich für einen Betrunkenen, da diese Fährstrecke von den Norwegern auch gerne als „Partystrecke“ genutzt wird (Alkohol in Norwegen ist extrem teuer). Aber ehrlich gesagt, nehme ich die beiden kaum wahr und was sie von mir denken, ist mir in meinem Zustand auch ziemlich egal. Michaela kommt mit der für mich erschreckenden Nachricht zurück: „Es gibt keinen Arzt an Bord“. Jedoch wird das Bordpersonal versuchen herauszufinden ob eventuell unter den Gästen ein Arzt ist. Da es aber bereits kurz vor Mitternacht ist, sollen wir morgen früh nochmals nachfragen. Wir beschließen, für die Nacht eine Einzelkabine zu nehmen. Ich bin froh als wir alleine in der Kabine sind. Es ist eine Innenkabine ohne Fenster und trotzdem können wir hören wie der Wind da draußen tobt. Das Schiff schaukelt immer mehr. Ein leeres Glas fällt vom Tisch. Michaela verstaut alle Gegenstände die lose umher liegen. Die See wird immer rauer. In der Nachbarkabine, die anscheinend nicht belegt ist, rollen einige Gegenstände von der Linken Seite zur rechten Seite und wieder zurück. Und das geht die ganze Zeit so. Ich mache in dieser Nacht kein Auge zu. Am frühen Morgen lässt der Sturm nach. Michaela fragt noch mal nach, ob ein Arzt gefunden wurde. Nein. Die Dame an der Rezeption nimmt mit dem Schiffsagenten in Bergen Kontakt auf, der uns bei unserer Ankunft in Bergen eine Arztpraxis zuweist. Ich liege im VW-Bus hinten auf dem Bett, während Michaela kreuz und quer durch Bergen rast. Am ersten Krankenhaus angekommen, wir wissen nicht ob das Richtige ist, eilen wir hinein. Die Schmerzen haben immer noch nicht nachgelassen. Michaela managt alles. Im Warteraum sind ca. 25 Personen vor uns. Wir brauchen nicht zu warten. Mit nach oben gestreckten Arm gehe ich durch den Warteraum. Sämtlich anwesende Personen schauen verwundert auf meine seltsame Haltung. Der Arzt erklärt uns, es sei höchstwahrscheinlich eine Muskelverhärtung die zugleich auf einen Nerv drückt. Er verschreibt mir Tabletten. Mehr könne er momentan nicht tun. Ich verlange von ihm, dass er mir doch wenigstens eine Spritze gibt, aber „die Tabletten haben die gleiche Wirkung, die Schmerzlinderung tritt eben nur eine halbe Stunde später ein“, erwidert er. Enttäuscht ziehe ich ab .Wir suchen uns für die nächsten Tage eine feste Unterkunft. Auf einen Campingplatz mieten wir eine Hütte. Langsam lassen auch die Schmerzen etwas nach. Tag für Tag kann ich meinen linken Arm immer weiter nach unten bewegen. Von Erna, einer sehr netten Physiotherapeutin welche uns die Campingplatzbesitzerin empfohlen hat, bekomme ich am darauffolgenden Tag einige Anwendungen die mich einigermaßen wieder in Form bringen. Nun wird es mit der Zeit knapp. Wir haben bereits auf den Orkney Inseln für Michaela einen Flug mit Ryanair von Oslo nach Salzburg gebucht, da das Wireless LAN-System unseres Laptop seit Beginn unserer Reise nicht funktioniert. In Großbritannien haben wir unseren Laptop bei drei verschiedenen Firmen in Reparatur gegeben und keiner konnte den Fehler finden. Michaelas Bruder Christian, der mit seiner Familie in der Nähe von Salzburg lebt, managte vorab alles, so das nach der Ankunft von Michaela einer Reparatur nichts mehr im Wege steht und alles schnellstens erledigt werden kann, da der Rückflug bereits fünf Tage später gebucht ist. Aber nun war es noch nicht so weit. Wir haben noch fünf Tag und die Frage stellt sich, ob ich bis dahin ohne Michaelas Hilfe auskommen werde. Mein Zustand bessert sich langsam. Wir fahren von Bergen aus über Europas größte Hochebene, die Hardangervidda, wo es am 6 Juni in ca. 1000 m Höhe stellenweise noch immer einen Meter Schnee hatte, in Richtung Oslo.

…in der Hardangervidda ist auch im Sommer noch Winter

…in der Hardangervidda ist auch im Sommer noch Winter

Schön langsam muss ich mich wieder an das Fahren gewöhnen und so fahr ich zwischendurch einige Etappen von ca. 30 Kilometer selber. Einen Tag vor Michaelas Abflug treffen wir südlich von Oslo in Sandefjord ein, wo auch unweit der Ryanair-Flughafen liegt. Nun wissen wir auch, dass ich ohne Michaelas Hilfe auskomme und sie morgen fliegen kann. Ich bringe sie am frühen Morgen zum Flughafen wo sie über London nach Salzburg fliegt.

... Abflug nach London - Salzburg

... Abflug nach London - Salzburg

Am Flughafenkiosk entdecke ich deutsche Zeitungen. Die ersten seit fast drei Monaten. Ich kaufe sie alle. Eine Süddeutsche, eine Frankfurter Allgemeine, einen Focus und eine vier Tage alte BamS. Mein Hunger nach deutschen Zeitungen ist groß und ich habe jetzt die nächsten Tage ja auch Zeit. Ich bleibe noch ein paar Tage in Sandefjord wo ich an der Küste einen wunderschön einsamen Standplatz finde. Der richtige Platz um wieder schnell zu genesen.

...Schärenlandschaft von Sandefjord

...Schärenlandschaft von Sandefjord

Michaela´s Rückflug ist nach Stockholm gebucht, denn zwei Tage nach Michaelas Rückkehr kommen uns Anni und Heinz besuchen, Michaelas Eltern, die ebenfalls in Stockholm landen. So fahre ich die ca. 550 Kilometer gemütlich von Norwegen quer durch Schweden bis an die Ostküste. Meist durch dünnbesiedelte Waldgebiete und an große Seen vorbei. Ich sehe unzählige Elche — aber nur auf Verkehrsschildern. Die Premiere für meinen ersten echten Elch steht noch aus. Bei der Ankunft fragt mich Michaela ob ich schon einen Elch gesehen habe. Ich erzähle ihr von meinem „Erfolgserlebnis“. Wir beschließen „wer den ersten Elch sieht, bekommt vom anderen eine Maß Bier“.

... wo sind die Elche?

... wo sind die Elche?

Michaela kommt ohne Laptop zurück. Michaela und Christian waren die letzten Tage nur noch zwecks diesem „Kasten“ unterwegs. Von einem Spezialisten zum anderen. Der Fehler wurde zwar entdeckt aber die Zeit zur Reparatur reichte nicht mehr aus. Dies ist aber auch kein großes Problem. So bringen eben Anni und Heinz in zwei Tagen den Laptop mit. Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns bei dir lieber Christian nochmals recht herzlich bedanken, denn wir wissen, dass Deine eigene Arbeit liegen blieb und Du uns durch Deine Hilfsbereitschaft einen großen Dienst erwiesen hast. Und danke auch für die Updates. Also ein „ Lapin Kulta“ (Lappisches Kalt) auf Dich.
Heute Abend um 22.45 Uhr kommen Anni und Heinz an. Die Zeit bis zur Ankunft vertreiben wir uns mit „Elche suchen“. Haben aber auch diesmal keinen Erfolg.

... Wollgras in der Abendsonne

... Wollgras in der Abendsonne

Pünktlich um 22.45 Uhr, es ist immer noch hell, empfangen wir Anni und Heinz in der Ankunftshalle. Heinz schwärmt immer noch von der grandiosen Sicht vom Flugzeug aus auf die unzähligen Seen und riesigen Waldgebiete.

... unzaehlige Seen und Waelder

... unzaehlige Seen und Waelder

Wir fahren auf einen Campingplatz wo Anni und Heinz die Nacht in einem kleinen Holzhäuschen verbringen. Wir beide schlafen wie immer in unserem Bus. Die Sonne treibt uns schon recht früh aus den Federn oder besser gesagt aus den Schlafsackdaunen. Wir haben für den heutigen Tag keinen festen Plan und fahren einfach kreuz und quer übers Land. Gott sei Dank gibt es in der Gegend hier nicht allzu viele Gotteshäuser, denn Heinz hat einen Faible für solche.

... Michaela, Anni und Heinz

... Michaela, Anni und Heinz

Einige Kirchen können wir sogar von innen besichtigen, denn hier sind die Kirchen in der Regel werktags fast überall abgeschlossen. Den „ Kirchenhunger“ von Heinz haben wir an diesem ersten Tag ein wenig gestillt. Am Abend kommen wir in ein kleines Dorf namens Grisslehamn mit einem kleinen Hafen an dem reges Treiben herrscht. Einige Männer und Frauen tragen historische Gewänder. Später erfahren wir, dass morgen die alljährliche historische Segelregatta stattfindet, zu den weit draußen in der Ostsee liegenden Aland Inseln. Es werden an die vierzig Boote teilnehmen und die Überfahrt dauert je nach Wetterlage zwischen 4 – 6 Stunden. Die Besatzung der alten Segelboote besteht aus maximal vier Personen und alle müssen historische Gewänder tragen.

... historische Segelregatta zu den Ålandinseln

... historische Segelregatta zu den Ålandinseln

Dieses Spektakel lassen wir uns nicht entgehen und beschließen mit dem Fährschiff für die nächsten beiden Tage auf die Aland Inseln zu fahren. Die Aland Inseln bestehen aus über 6000 Inseln und Felsengruppen und liegen Mitten in der Ostsee zwischen Schweden und Finnland. Sie sind Autonomes Gebiet, gehören jedoch zu Finnland und es wird eine altschwedische Sprache gesprochen. Am folgenden Morgen sind wir bereits auf dem Fährschiff, als der Start erfolgt. Die ersten Boote begleitet das Fährschiff ins Meer hinaus bevor es dann volle Kraft in Richtung Aland davon zieht. Die nächsten beiden Tage „grasen“ wir die Hauptinsel ab. Für Heinz ist auch ab und zu mal eine Kirche dabei.

... Familie Robinson beim Camping auf den Ålandinseln

... Familie Robinson beim Camping auf den Ålandinseln

Wieder zurück auf dem Festland beginnt am nächsten Tag der eigentliche Höhepunkt unserer gemeinsamen Reise. Hierfür müssen wir ganz von vorne anfangen, für alle die Liisa nicht kennen. Liisa ist unsere finnische Freundin. Michaela und Liisa haben vor 17 Jahren auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Vista Fjord“ gearbeitet und gemeinsam die Kabine geteilt. Nach dieser Zeit ist Liisa wieder zurück nach Finnland, um einige Jahre später nach München zu ziehen um wieder mit Michaela zusammenzuwohnen, bis Michaela mich kennenlernte. Liisa wohnt und arbeitet heute noch in München und ist bereits vollständiges Mitglied des Mark-Clans.

... Abendsonne im Norden

... Abendsonne im Norden

Als Liisa erfuhr, dass Anni und Heinz uns in Stockholm besuchen werden, hat sie spontan für uns vier eine Schiffsreise von Stockholm nach Helsinki und zurück gebucht, mit persönlichem Stadtführer in Helsinki. Wie wir davon erfuhren, sind wir beinahe aus den Schuhen gekippt. Eine wirklich gelungene Überraschung und eins können wir im Voraus schon sagen, es war für alle ein einmaliges Erlebnis. Zuerst verfransen wir uns im Stadtgebiet von Stockholm. Dann kommen wir endlich im Fährhafen an, es ist der falsche. Also erneut ins Stockholmer Verkehrschaos zurück und zum nächsten Fährhafen. Von der Weite sehen wir schon das riesige Schiff der Viking Line.

... mit dem Viking Line Schiff nach Helsinki

... mit dem Viking Line Schiff nach Helsinki

Um 17.00 Uhr legt das Schiff ab und am nächsten Morgen werden wir um 9.30 Uhr in Helsinki sein. Beim Betreten unserer Kabine erblicken wir zu unserer Überraschung eine Flasche Champagner und vier Gläser mit einer Grußkarte von Liisa und Ari. Es vergehen drei Stunden bis wir den kompletten Schärengarten (nennt man die vielen Inseln und Felsformationen) vor Stockholm passiert haben. Immer wieder blicken wir vom 35 m hohen Sonnendeck des Schiffes auf die kleinen Inseln mit ihren bunten Häusern. Dazu färbt die tiefstehende Abendsonne alles noch mal in ein besonderes Licht. Die Nacht über wird es auf diesem Breitengrad nicht mehr richtig dunkel und so sehen wir am Morgen die gleiche Sonne wieder in Helsinki. Pävi, eine Freundin von Liisa, welche in Helsinki lebt, erwartet uns schon am Ausgang. Sie hat sich für uns extra einen Tag frei genommen um uns Helsinki zu zeigen. Vom Hafen aus geht’s zu Fuß über den Markt, zur Kathedrale und weiter in die Innenstadt, wo wir dann die Besichtigung per Trambahn fortsetzen.

... die Kathedrale von Helsinki

... die Kathedrale von Helsinki

Am Olympiastadion vorbei und wieder zurück in die Innenstadt wo Ari, ebenfalls ein Freund von Liisa, uns Plätze in einen Lappländischen Restaurant reserviert hat. Es gibt Rentierbraten, Bärensalami, luftgetrocknetes Elchfleisch, Lapplandlachs und zum Nachtisch wird uns Lappländischer Käse in heißer Zimtsahne serviert, dazu Moltebeerenmus. Nichts davon haben wir alle je zuvor probiert, sind aber ganz begeistert von diesen für uns ungewohnten Geschmäckern.

... Lapplaendische Spezialitaeten

... Lapplaendische Spezialitaeten

Gestärkt gehts zum Hafen zurück wo wir uns von Pävi verabschieden.

... Verabschiedung von Paevi

... Verabschiedung von Paevi

Am darauffolgenden Morgen legen wir um 9.30 Uhr in Stockholm an. An dieser Stelle möchten wir uns, auch in Namen von Anni und Heinz, bei Dir liebe Liisa nochmals herzlichst bedanken. Du hast uns allen zwei tolle Tage beschert, an die wir noch lange denken werden. Auch auf dich ein „ Lapin Kulta“. Herzlichen Dank natürlich auch an Pävi und Ari für Eure Hilfe. Den letzten Tag lassen wir ruhig angehen. Wir glauben auch Anni und Heinz hat nun das Elchfieber gepackt. Jeder schaut und schaut und schaut. Aber nirgends ein Elch. Es war eine tolle Woche für jeden von uns. Wir verabschieden uns von Anni und Heinz am Flughafen und versprechen, vom ersten Elch den wir sehen senden wir ein Foto. Uns zieht es nun weiter nach Norden. Kaum sind wir auf der Autobahn, sehen wir während der Fahrt, rechts neben einer Brücke einen Elch. Michaela sofort ein SMS an Heinzs Handy „Elchalarm“ wir haben den ersten Elch gesehen“. Rückantwort: „ Wo bleibt das Foto“…

Route: Ostküste Schottland – Nordwestschottland – Orkney Inseln – Shetland Inseln

Bevor wir mit unserem neuen Reisebericht wieder etwas „Reisefarbe“ in Euren Alltag bringen wollen, haben wir noch etwas auf dem Herzen:
Herzlichen Dank für all Eure lieben Einträge ins Gästebuch und den emails, mit denen Ihr uns immer wieder zeigt, dass auch Ihr an uns denkt! Ihr müsst wissen, dass es für uns schon ein „Heiliges Ritual“ geworden ist, bevor wir irgendetwas am Computer im Internetcafe arbeiten, gehen wir zuerst in die Rubrik Gästebuch und schauen, wer uns denn jetzt wieder ein paar liebe Zeilen geschrieben hat. Das versüßt uns sozusagen den Tag. Anfangs wollten wir allen, welche uns ins Gästebuch geschrieben haben, zurückschreiben, aber dann haben wir realisiert, dass wir dann nur noch vor dem „Ding“ sitzen würden. Und letztendlich sind die Reisebucheinträge ja von uns an Euch, also unsere Antwort auf Eure Zeilen. Danke Euch allen – keep doing it!!Und noch etwas wollten wir Euch allen mitteilen:
Unsere Mark-Meissner@t-online.de mailadresse funktioniert wieder. Dafuer aber funktioniert die windrose adresse nicht. Hi Hi Hi Also falls Ihr uns vielleicht schon eine mail geschrieben habt und wir haben uns noch nicht gemeldet, mag es vielleicht daran liegen (ausser natuerlich wir hatten zu viel zu tun!!). Die Mark-Meissner Adresse werden wir definitiv fuer die Zukunft behalten.

Route:
Ostküste Schottland – Nordwestschottland – Orkney Inseln – Shetland Inseln

Um zu Arbeiten ist es hier fast zu schön und außerdem erlaubt es unser Budget noch, die Zeit und das Land zu genießen.

... auch die Ostkueste hat ihren Reiz

... auch die Ostkueste hat ihren Reiz

Nach einer Woche an der Ostküste zieht uns die Einsamkeit und die raue Schönheit der Natur nochmals in den Nordwesten.
Eine Tierwelt welche bei uns nur noch selten oder gar nicht mehr zu sehen ist, können wir hier in nächster Umgebung beobachten. Zum Beispiel Hirsche. Bei unserer letzten Schottlandreise sahen wir, nachdem wir von einer Wanderung zurück kamen, ein Rudel Hirsche von ca. 50 Stück in der Nähe unseres Autos stehen. Da diese von uns durch einen Zaun getrennt waren, dachten wir „ aha ein Hirschgehege“. Vor ein paar Tagen jedoch kamen wir mit einem Förster ins Gespräch und er erklärte uns, die Zäune sind nicht da um die Hirsche im Gehege zu halten sondern um die Dörfer und Ortschaften vor den Hirschen zu schützen, da diese alle Setzlinge und Pflanzen anfressen. So sind viele Ortschaften komplett umzäunt und an deren Ein- u. Ausfahrten sind „Deergrids“ (Hirschgitter) installiert; dies sind quer über die Straße eingelassene Wannen die mit einer Art Gitterrost überspannt sind. Der Abstand von einem zum anderen Eisenträger ist genau so groß, das kein Tier, aber jedes Fahrzeug die Stelle überqueren kann. Wenn wir die Hirsche zusammenzählen welche wir lediglich in den letzten 6 Wochen hier gesehen haben, kommen wir auf an die 1000 Stück ohne Übertreibung!! (Ich weiß, ich persönlich neige manchmal zu Übertreibungen, doch Gott sei Dank habe ich einen guten Gegenpol. Also, ihr könnt es ruhig glauben). Der Förster hat uns erklärt, dass die Hirsche vieler Orts zur Plage werden. Leider kann man wenig gegen die große Population tun, da die Highlands im allgemeinen ein sehr sumpfiges Gebiet sind und die Gegend dadurch nicht überall zugänglich ist. Für uns „Zuseher“ allerdings ist es immer wieder faszinierend, so großen Herden von wildlebenden Tieren beim Grasen zuzusehen.

... Hirsche auf Applecross

... Hirsche auf Applecross

Dann ist da noch die Vogelwelt, Arten die bei uns zu hause selten geworden sind, wie das Auerhuhn, der Kuckuck, der Kiebitz, die Eiderente usw. Hier können wir diese teilweise in Scharen genießen. Jedes Mal wenn wir einen neuen Lagerplatz für die Nacht beziehen, begrüßt uns der Kuckuck.

 ...Lagerplatz am Loch Etive

...Lagerplatz am Loch Etive

Raimund behauptet, das ist immer der gleiche Kuckuck der uns hinterher fliegt und das schon durch ganz Großbritannien. (?) Irgendwie sind wir auch schon richtige „Birdwatcher“ Vogelbeobachter geworden. Auch wenn wir anstelle eines riesen Fernrohres – die ganz normale Ausführung der Britten – (sind so groß und sehen auch so aus wie Kanonen) nur unser Mini-Fernglas (sehr gute Leistung) benutzen.

 ...Eilean Donan Casle

...Eilean Donan Casle

Wenn wir von unseren bisherigen Schottlandreisen erzählten wurden wir oft gefragt: „Wie kommt ihr mit dem Essen klar“ Ehrlich gesagt, gar nicht. Bekannterweise besteht das schottische Essen zum Großteil aus Fastfood und frittierten Dingen. Sogar die besten Riesengarnelen werden hier frittiert. Aber wenn jemand wie wir, die Welt sehen will und mit „angezogener Handbremse“ Geld ausgibt, der verkneift es sich ohnehin in ein Restaurant oder Pub zu gehen. (In den Pubs bekommt man sogenannte Pubessen, welche die abgespeckte Version des Restaurantessens ist, aber auch horrend teuer für deutsche Verhältnisse, 7,50 Euro für eine Art Vorspeise, bis 20 -25 Euro das Hauptgericht). Einige Gerichte der schottischen Küche sind aber dennoch erwähnenswert. Haggis (Schafsinnereien zerhackt, mit Hafer vermischt und gewürzt), das schottische Nationalgericht, schmeckt besser als es sich anhört. Auch Wildgerichte, sehr zart, gut zubereitet und noch nicht mal frittiert! Zum Abschluss jedes Essens gehört natürlich ein gutes Glass Single Malt Whisky.
Allerdings haben wir in der Küche Schottlands und auch im Supermarkt Veränderungen in den letzten Jahren festgestellt. Vor Jahren gab es außer dem wabbeligen Toast (verzeiht unsere englischen Freunde, aber wir lieben unser gutes Schwarzbrot über alles!) rein gar nichts anderes zu kaufen. In den letzten Jahren kann man in den Supermarktketten tatsächlich ein sehr gutes französisches Baguette kaufen. Tja und gestern haben wir durch Zufall in einem Supermarkt einen Probierstand mit „deutschem Brot“ gesehen. Es sah nicht nur so aus, es schmeckte auch annähernd danach. Das gibt es aber noch nicht zu kaufen. Komische Verkaufsstrategien.
Soviel mal zwischen durch, nun zu unserer weiteren Reiseroute. Wie bereits oben erwähnt, zieht es uns noch mal in den Nordwesten, wo es nicht nur eine raue Bergewelt gibt, ja man glaubt es kaum, hier gibt es auch Sandstrände, die an einem sonnigen Tag vom Aussehen her mit denen der Südsee oder der Karibik locker mithalten können. Nur mit der Temperatur hapert es noch ein bisschen.

... Einsamkeit

... Einsamkeit

... und Schoenheit am Strand bei Durness

... und Schoenheit am Strand bei Durness

An solchen Plätzen bleiben wir natürlich auch schon mal ein paar Tage. Weiter führt uns die Straße immer wieder an verlassenen Dörfern und Bauernhäusern vorbei.

... am Loch Eriboll

... am Loch Eriboll

Je weiter wir nach Osten kommen, umso dichter ist das Land wieder besiedelt.

...Fernsehempfang auf Schottisch mit Stacheldraht vor Schafen gesichert

...Fernsehempfang auf Schottisch mit Stacheldraht vor Schafen gesichert

In Thurso (Nordschottland) angekommen, die erste größere Stadt nach einer Woche, füllen wir zuerst unsere Vorräte wieder auf. Seit ein/ zwei Jahren hat Deutschland. den Markt in Großbritannien erobert. Besser gesagt die Marktketten Lidl und Aldi. Es liegt uns fern, hier für diese Ketten Werbung zu machen, doch können wir beim Einkaufen im Vergleich zu den britischen Supermarktketten jede Menge Geld sparen. Für das Gemüse zahlen wir am Freitag und Samstag nur den halben Preis als an den restlichen Wochentagen. Und die Qualität ist genau so gut wie in den anderen Supermärkten. Viele Artikel kommen direkt aus Deutschland. Zum Beispiel der Mozzarella kostet 0,69 Schottische Pfund. Vierzehntage zuvor sahen wir diesen in einer anderen Supermarktkette für 1,29 Schottische Pfund. Wie wir den Mozzarella umdrehen und auf der Verpackung den Aufdruck des Herstellungsland suchten, staunten wir nicht schlecht: „ Hergestellt im Goldsteig-Milchwerk, Cham in der Oberpfalz“.
Es sind die letzten Tage auf dem schottischen Festland. Beim Leuchtturm am Dunnet Head, wo wir schon mal vor ca. drei Wochen übernachteten, schlagen wir unser Nachtlager auf.

... Sonnenuntergang am Dunnet Head (23.45 Uhr)

... Sonnenuntergang am Dunnet Head (23.45 Uhr)

Das letzte Mal sahen wir nur in der Ferne die Orkney Inseln. Dieses Mal, besser gesagt auf dem darauf folgenden Tag, nehmen wir die Fähre zu den Orkney Inseln. Die raue See schaukelt das alte Fährschiff nach eineinhalbstündiger Überfahrt in den sicheren Hafen von St. Margaret`s Hope. Nach kaum einer halben Stunde auf der Insel unterwegs, merken wir – dies ist eine andere Welt. Der krasse Gegensatz zu den schottischen Highlands. Weites flaches Farmland, überall grün mit weidenden Schafen und Kühen. An fast jeder Stelle der Inseln haben wir Blickkontakt zum Meer. Im Westen wird es dann doch etwas steiler und es gibt sogar Klippen.

... die Klippen im Westen der Insel Hoy

... die Klippen im Westen der Insel Hoy

Die Orkney Inseln und besonders die Bucht Scapa Flow sind ein Paradies für Wracktaucher. In den beiden Weltkriegen waren diese Schauplatz kriegshistorischer Ereignisse mit deutscher Beteiligung. Die Hochseeflotte des Deutschen Kaiserreiches, zur damaligen Zeit die zweitgrößte nach der britischen, wurde im November 1918 im Heimathafen der britischen Marine in die Bucht von Scapa Flow interniert. Die Schiffe wurden entwaffnet und von den Briten überwacht. Eine Notbesatzung aus deutschen Matrosen befand sich auf jeden der über 70 Schiffe. Nachdem die britische Flotte am Morgen des 21. Juni 1919, Scapa Flow zu einem Manöver in die Nordsee verlassen hatte, gab der Kommandeur des internierten Verbandes, Konteradmiral Ludwig von Reuter, das Kommando zur Selbstversenkung aller deutschen Schiffe. Er nahm an, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag nicht annehmen werde und die Feindseligkeiten am nächsten Tag wieder aufgenommen werden würden. Als die britische Flotte vom Manöver zurückkam, war Scapa Flow im wahrsten Sinne des Wortes ein Trümmermeer. Im zweiten Weltkrieg gelang einem deutschen U-Boot das Unmögliche. Kapitänleutnant Günter Priem konnte mit der U-47 in einen der zwei Zugängen zur Bucht unbemerkt einzudringen und das Kriegschiff HMS Royal Oak mit 1400 Mann Besatzung zu versenken. In der Kathedrale von Kirkwall fanden wir einen Gedenkstein, der an die über 880 Seeleute erinnert, die bei dieser Versenkung ihr Leben ließen. Die Wracks der gesunkenen Schiffe wurden weitestgehend gehoben, einige verblieben jedoch am Meeresboden. Noch heute zieht Scapa Flow Taucher aus aller Welt an.

... in der Bucht von Skapa Flow

... in der Bucht von Skapa Flow

Uns zieht es noch weiter in den Norden, zu den Shetland Inseln (60. Breitengrad). Auf ca. halbem Wege zwischen Schottland und Norwegen liegt das Archipel mit seinen hundert Inseln, 22000 Einwohnern und 330 000 Schafen.

...Shetlandinseln, da wa die weltberuehmten Ponies herkommen

...Shetlandinseln, da wa die weltberuehmten Ponies herkommen

Diesmal wird es eine Nachtfahrt. Um 23.15 Uhr fahren wir in den Bauch des Fährschiffes. Nachdem wir unser Schlafgemach bezogen haben und das Schiff bereits abgelegt hat, gehen wir beide noch mal an die Reling um frische Meeresluft zu schnappen. Es ist bereits 0.10 Uhr und im Norden dämmert es noch immer. Das Meer ist heute Nacht recht ruhig. Die Fahrzeit von den Orkneys zu den Shetland Inseln ist mit 7 ¾ Stunden angegeben. Die rhythmischen Geräusche der Schiffsmotoren beschleunigen sogar unser Einschlafen auf den relativ bequemen Schlaffsesseln, die eher wie Kinosessel aussehen. Kurz vor 7.00 Uhr weckt uns dann eine Stimme aus dem Lautsprecher „ In einer halben Stunden legen wir in Lerwick an“. Nach dem „auschecken“ fahren wir auf eine Anhöhe über Lerwick, wo wir erst mal Frühstücken.

...Lerwick, Inselhauptstadt mit dem Northlink Faehrschiff

...Lerwick, Inselhauptstadt mit dem Northlink Faehrschiff

Wir legen für die nächsten Tage unsere Fahrroute fest.
Heute kommen wir noch bis zum westlichsten Punkt des Mainlands wo wir einen herrlichen Standplatz für die Nacht beziehen. Neben einen Leuchtturm hoch oben auf den Klippen mit unendlicher Weitsicht aufs Meer. Der Wind wird immer kräftiger. Nach reichlicher Überlegung beschließen wir einen neuen, etwas geschützteren Standplatz zu beziehen. In der Nacht kommen auch noch heftige Regenfälle dazu. Ich bin noch so im Halbschlaf, als ich Michaela „Oh Gott …. wir stehen mit unserem VW-Bus in einem Bach“ höre. Da wo vor sechs Stunden noch trockener Boden war, ist nun ein Bachlauf. Der Boden ist Gott sei Dank gefestigt und wir haben keine Probleme unser Fahrzeug wieder auf den Weg zu bringen. Der Wind und der Regen werden immer heftiger. Nun sieht man sogar die Regenwände, die der Wind umher schiebt. Wir verbringen den Tag mit Lesen und schauen uns DVD-Filme auf unserem Laptop an, die wir extra für solche „ extremen Sonnentage“ mitgenommen haben.

...Shetland, mystische Insel vor dem Sauwetter

...Shetland, mystische Insel vor dem Sauwetter

Im Laufe des nächsten Tages wird es auch noch kälter. Wir haben Tageshöchstwerte so zwischen 4 ° – 7° C. Wir lassen die Standheizung fast stündlich laufen. Am Abend, als wir auf unserem Weltempfänger über die Deutsche Welle die Wetteraussichten für Deutschland hören, trauen wir unseren Ohren nicht. “ Hamburg 31° C, Frankfurt 30 ° C und München 28 ° C “. Das Wetter ändert sich auch die folgenden beiden Tage nicht. Heute Morgen hatten wir es satt und fuhren in die Inselhauptstadt nach Lerwick wo wir noch bis vor ein paar Stunden im Whirlpool des Inselhallenbades saßen und geistig bei den sommerlichen Temperaturen in Deutschland weilten.