Route: Cornwall Wales – „Von einer Prinzessin, Lämmer und Teewasser“

Camilla Parker Bowles möchte gerne als zukünftige Gemahlin von Prinz Charles den Titel „Princess of Wales“ tragen, obwohl kein einziges Mitglied des Königshauses Grundbesitz in Wales hat. Die Waliser sind entsetzt.
Dies sind die Schlagzeilen des heutigen Tages. Wir überqueren gerade die Severn Road Bridge, die den Autobahnverkehr in respektabler Höhe über das Meer, zwischen England und Wales führt. Willkommen in Wales!

Die Festung von Caernarfon

Die Festung von Caernarfon

Wales mit seinen knapp 3 Millionen Einwohnern ist ein uraltes Volk und sie verstanden es in wunderbarer Weise im wechselvollen Verlauf der Geschichte ihre Identität zu bewahren. Vor allem im Norden und Westen sprechen neben dem Englischen ca. 75 % der Einwohner noch heute die alte keltische Sprache cymreag. Für uns sind die meisten Wörter reinste Zungenbrecher. Alle Hinweisschilder im öffentlichen Leben sowie die Verkehrsschilder sind zweisprachig ausgeschildert.

Cymraeg, eine alte keltische Sprache

Cymraeg, eine alte keltische Sprache

Nach einigen Tagen wild Campen ist wieder mal Duschen angesagt. Wir fahren auf einen Campingplatz, der zu einem Bauernhof gehört. In der Zeit in welcher ich den Standplatz einrichte, verschwindet Michaela in einer Scheune. Nach einer Weile kommt sie mit grinsendem Gesicht, die Mundwinkel bis zu den „Ohrwascheln“ angeschlagen zurück und berichtet mir, wie sie soeben bei der Geburt eines Lammes dabei sein durfte.

... ueberall Laemmer, Laemmer, Laemmer

... ueberall Laemmer, Laemmer, Laemmer

Zum Abendbrot bleibt die Küche heute kalt aus gutem Grund. Es gibt in Olivenöl eingelegten Bärlauch, den wir bereits vor einer Woche in Cornwall gesammelt haben. Pur aufs Brot – ein Genuß!
Die nächsten Tage nehmen wir uns vor, alle drei Nationalparks zu besuchen. Wir reisen von Ost nach West und von Süd nach Nord. Unsere Nachtquartiere sind meistens in Strandnähe oder abseits in den entlegensten Winkeln der Berge. Am Sonntag morgen dann passierte es. „Das Teewasser wollte nicht in die Thermoskanne“. Zum Frühstück gibt es wie immer Britain-like Tee. Als das Wasser kocht will Michaela dieses in die Thermoskanne auf die Tea-bags gießen. Doch irgendwie geht einiges daneben und sie bricht den Vorgang ab. Nun versuche ich mein Glück. In dem Moment als ich den Topf bereits angehoben habe und das Wasser eingießen will, gleitet mir die Griffzange des Topfes aus der Hand und das siedendheiße Wasser ergießt sich über Michaelas rechten Knöchel und die Zehen des linken Fußes. Sie gerät in Panik und schreit vor Schmerz. Reflexartig öffne ich den 10 Liter Wasserkanister, der zufällig neben mir steht und schütte den gesamten Inhalt über Michaelas Füße. Was als nächstes? Wir behandeln die betroffenen Stellen mit Rescuesalbe (Bachblüten) und Michaela gibt sich selbst Reiki. Aber die Schmerzen kommen schubartig immer wieder und so suchen wir eine Apotheke auf, welche uns ein Erste Hilfe Spray bei Verbrennungen verkauft. Doch trotzdem wollen die Schmerzen einfach nicht nachlassen und ich fülle einen Eimer mit kaltem Wasser, in dem Michaelas Füße abkühlen können. Sobald die Füße im Wasser stehen, lässt der Schmerz augenblicklich nach. Urplötzlicher Gedankeneinfall von Michaela „die Leute behandelten früher Verbrennungen mit Quark“. Also auf zum Quark kaufen. Da am Sonntag in Großbritannien die großen Supermarktketten geöffnet haben, ist dies kein Problem. Es gibt keinen Quark bzw. die Briten kennen keinen Quark. So kaufen wir Joghurt und Frischkäse. Anschließend verpacken wir Michaelas Füße in Geschirrtücher welche mit feinem Naturjoghurt gefüllt sind. Eine Linderung mit dem Heilmittel „Joghurt“ tritt sofort ein; auch Brandblasen die sich mittlerweile gebildet haben, gehen erstaunlich schnell zurück. Gegen Spätnachmittag folgt noch einmal dieselbe Prozedur, diesmal jedoch mit einer halben Packung Frischkäse. Die andere halbe Packung gibt es zum Abendbrot. Yammi! Als dann die Sonne noch rauskommt und wir sogar im Freien vor dem Bus sitzen und den Sonnenuntergang über dem Meer beobachten können, ist die Welt wieder in Ordnung.

...in den Bergen von Wales

...in den Bergen von Wales

Dank unserer beider sorgfältigen Pflege ließen Michaelas Schmerzen bald nach und die verbrühte Haut heilte erstaunlich schnell. So konnten wir nach vier Tagen schon wieder kleine Wanderungen durch die wunderbare Bergwelt von Wales unternehmen.
Im nächsten Tagebucheintrag erzählen wir Euch von Tibet in Schottland.